Trainer für €0,50 die Stunde gesucht!

Frank Busemann bringt es auf den Punkt...

Der ehemalige Zehnkämpfer und ARD Leichtathletikexperte Frank Busemann, brachte es letzte Woche im Anschluss an die verpatzte Leichtathletik WM aus deutscher Sicht auf den Punkt. „Der Beruf Trainer hat in Deutschland keinen Stellenwert im Gegensatz zum Ausland. Im Gegenteil, wenn du in Deutschland sagst, du bist Trainer, bekommst du die Frage gestellt und was machst du beruflich?“

Es gibt kaum einen Verein, der nicht auf der Suche nach Trainern ist, vor allem im Kinder- und Jugendbereich. Auf die Frage nach der „Entschädigung“, bekommen die meisten die Antwort, wir hatten da an ein nettes Umfeld gedacht.

Das Dilemma zeigt sich in allen Sportarten. Da die meisten Deutschen vermutlich Fußball kennen, eigentlich das Paradebeispiel. Da wird ein Vater mal eben zum Trainer gemacht, Fußball hat ja jeder schon gespielt; Zeit hat er auch,  denn er begleitet sein Kind eh zum Training. Das ist auch sicherlich von vielen Vätern total lieb gemeint, aber sind sie auch entsprechend ausgebildet, sind sie pädagogisch geeignet? Egal, Hauptsache es gibt jemanden der das Training irgendwie leitet.

In den sogenannten Randsportarten ist es wesentlich dramatischer mit Trainer:innen: Zu diesen Randsportarten gehört in Deutschland leider auch Volleyball.

Dabei ist Volleyball weltweit weiterhin die meistgespielte Ballspielsportart, was auch in der letzten Woche neu aufgestellte Weltrekord von über 90.000 Zuschauern bei einem College Volleyballspiel In den USA belegt.

Die meisten Ballspielsportarten sind relativ leicht zu erlernen, weil sie oftmals sich Bewegungen des Alltags bedienen. Im Volleyball sieht es anders aus. Jegliche Bewegung, jede Technik muss präzise erlernt und vermittelt werden. Volleyball Vermitteln zu wollen bedarf eines gewissen Intellekts, viel Geduld und ein gutes Auge. Mal eben jemanden da hinzustellen ist kontraproduktiv. Es birgt sogar große Gefahren für junge Sportler und Sportlerinnen. Schulter, Rumpf, Knie und Füße sind bei mangelnder Ausbildung gefährdet. Haltungsschäden und gesundheitliche Probleme vorprogrammiert.

Mit Volleyball Geld (dazu) verdienen zu wollen ist offensichtlich unerwünscht.

In einer Trainergruppe wurde neulich gepostet: „… die Vereine denken das man für einen Trainer max. €10,00 die Trainingsstunde bezahlen will und dann einen geilen Trainer dafür bekommt“.

€10,00 pro Trainingsstunde + die Arbeit an Spieltagen an den Wochenende sollte das Minimum für einen guten Trainer sein. Dass es auch unwürdig in Vereinen zugeht, zeigt jüngstes Beispiel: der Vorschlag an einen Trainer sich mit €8,00 pro Trainingseinheit zufrieden zu geben. Wir reden hier nicht über eine „Turnstunde“, sondern über Einheiten von 2 Stunden und länger.

Addieren wir die tatsächliche Arbeit anhand dieses Vorschlags, respektive Stunden eines gut arbeitenden Volleyballtrainers zusammen, wären das €0,50 pro Stunde, brutto wohlgemerkt.

Die Frage schließt sich an, wer bereit ist zu diesen Konditionen den Aufwand auf sich zu nehmen?

Kein Wunder, dass Trainer:innen nicht mehr bereit sind sich für einen Verein zu engagieren. Vor allem Nachwuchstrainer:innen befüllen doch lieber dann Regale in einem Supermarkt.

Training soll attraktiv sein, abwechslungsreich, kreativ, begeisternd, erzieherisch, gesundheitsfördernd, soll das Sozialverhalten stärken. Ziel für den Verein viele neue Mitglieder gewinnen, was auch legitim ist, aber bitte, für €0,50 pro Stunde?

Das Denken der Vereine muss sich radikal ändern. Vereine können nicht den Anspruch haben einen guten Trainer quasi zum Nulltarif zu bekommen. Wenn man ein qualitativ gutes Training haben will, Mitglieder gewinnen will, muss in ausgebildete gute Trainer investiert werden. Das wäre für viele eine Motivation einen Trainerjob zu machen, sie müssten dann keine Regale im Supermarkt auffüllen gehen, sondern könnten sich um die wichtige sportliche Erziehung kümmern.

Mit guten durchdachten Strukturen, kann ein Volleyballverein derzeit pro Jahr mehr als 50 neue Mitglieder gewinnen, teilweise bis zu 100, wie viele Vereine berichten. In manchen Gegenden müssen Kinder sogar auf Wartelisten oder sogar abgewiesen werden. Da braucht es auch keine teuren Sportentwickler, die auf kurz anhaltende Trendsportarten setzen. Es braucht gute Trainer mit der richtigen DNA.

Wenn Vereine nicht bereit sind in ihre Trainer zu investieren, ein baldiges Umdenken stattfinden wird, wird es mancherorts düster um die Vereinslandschaft.